Montag, 9. Mai 2016

Ein Katzbeitrag


Es wurde ja auch wirklich Zeit, dass ich mal gebeten wurde, einen Katzbeitrag zu schreiben. Mein Name ist Clara - Katze Clara. Leider bin ich nun die einzige Überlebende von allen Tieren meiner Familie. Das hat sicher etwas mit der guten finnischen Waldkatzenqualität zu tun oder aber auch
damit, dass ich mich nicht zu sehr anstrengen brauche, was natürlich an meinen Führungsqualitäten liegt. Mit dreizehn Jahren sollte ja eigentlich jede Katze das drauf haben.

Als ich ganz klein war, habe ich meine Menschen ganz genau beobachtet und bemerkt, dass sie doch ganz lieb sind. Damals wurden mein Bruder Vili und ich von meiner Familie aufgenommen, obwohl wir wohl irgendwie außergewöhnlich waren. Menschen zeigten immer auf unsere Pfoten und sagten etwas von zu vielen Zehen. Mir kam es allerdings vor, als wenn mein älterer Stiefbruder Hyrrä zu kleine Pfoten gehabt hätte. So war er doch kaum fähig zu Kratzen oder zu Klettern. Auf jeden Fall war ich mit meinem Bruder in der Überzahl, also damit ja wohl eher normal.





Früher tobte ich natürlich sehr gerne draußen und da in Finnland gab es ja auch genug zu jagen. Nicht dass ich zu wenig von den Menschen zu essen bekommen hätte, aber es war einfach spaßig. Außerdem liebte ich es, meiner Familie etwas zum Frühstück zu besorgen. Die eine oder andere Maus habe ich deswegen leichten Herzens ins Haus gebracht, natürlich in die Küche, wie es sich
gehört. Allerdings habe ich die Beute vorher erlegt, besonders das Mädchen – übrigens immer noch mein Lieblingsmensch – und die Mama hielten wohl nicht so viel von lebenden Mäusen im Haus. Ein paar Mal habe ich das einfach so zum Spaß ausprobiert, so mit frischer Beute, aber sie liefen schreiend in ein anderes Zimmer, schloßen fest die Tür und warteten, dass ich wieder die ganze Arbeit leistete. Na, wenn man so jung ist, wie ich damals war, strengt katze sich noch viel zu sehr an.

Eines Tages brachten sie dann einen Hund mit nach Hause. Oder es war wohl eine Hündin und sie nannten sie Pais. Als sie dann über die Regenbogenbrücke ging, kam ja noch eine, die Pia. Ich finde aber, es ist schon viel zu viel über die beiden erzählt worden. Die zwei waren schon in Ordnung und ich muß gestehen, dass ich sie auch ein bisschen vermisse. Die Pia habe ich sogar gepflegt, als sie so krank war. Aber Führungsqualitäten
hatten die beiden kaum. Manchmal gewann ich sogar den Eindruck, dass sie tatsächlich gehorchten, wenn meine Menschen irgendwelche Befehle gaben. Unglaublich. Ich habe nie verstanden, warum
sie es nicht genau so wie ich taten: die Menschen erziehen. Ich bekomme fast alles was ich will, muß nur kurz miau sagen und niedlich gucken: mein Futter, meine Leckerlies, meinen Platz auf dem Schoß, sogar meine Toilette wird sauber gemacht. Wenn ich etwas mal nicht bekomme, dann schmiede ich einen Plan, wie doch. Da wären zum Beispiel die schmackhaften Pflanzen im Wohnzimmer – und wenn ich erwischt werde, bin ich eh schneller als alle anderen. Ganz einfach.



Klar freue ich mich auch, wenn meine Menschen nach Hause kommen. Ich sitze aber würdevoll da und warte ab, dass sie zu mir kommen und laufe nicht winselnd oder sonst wie zur Tür. Streicheln mag ich auch, aber nur wenn ich es sage. Wird es für mich zu nervig, muß ich nur kurz mit meinen Zähnen zeigen, dass die Zeit nun um ist. Und begeistert darüber zu sein, wenn ich mit nach irgendwohin dürfte? Sogar freudestrahlend ins Auto springen? Oh nein. Irgendwas machen Hunde schon total falsch.

Alleine dieses ständige gemeinsame raus gehen. Früher in Finnland ging ich ja auch raus - und zwar alleine, maximal noch mit meinen Brüdern. Wenn meine Menschen versuchen würden, mich irgendwie an die Leine zu nehmen, täte ich denen schon etwas anderes erzählen. Mein älterer Bruder Hyrrä mußte mal diese Erfahrung machen, aber er kletterte dann blitzschnell auf einen Baum und sprang so von Ast zu Ast, dass die ganze Leine sich um den Baum wickelte. Da war das mit der Leine auch gleich erledigt.

Als wir alle nach Deutschland umgezogen sind, habe ich meinen Menschen sofort gesagt, dass ich nicht mehr raus will. Mein Bruder Vili machte es mir nach, wie immer. Es wäre uns natürlich erlaubt gewesen, aber wir hatten einfach keine Lust mehr. Wir waren ja auch nicht mehr die Jüngsten und alles war so neu und fremd. Nach einigen Wochen wagte mein älterer Bruder Hyrrä einen Versuch. Einige Tage lief auch alles normal, er ging raus und kam wieder zurück, bis er eines Tages einfach fort war. Trotz endloser Suche von meinen Menschen fand man keine Spur von ihm. Ich weiß bis heute nicht, was mit ihm geschehen ist.


Nun sind alle schon vor mir über die Regenbogenbrücke gegangen. Die lieben Brüder, die kleinen Hündinnen und auch die Kaninchen. Meine Menschen haben schon bemerkt, dass ich etwas nachdenklich und ja, traurig, bin und versuchen mich noch mehr zu verwöhnen als sonst. Das tut mir natürlich gut und ich werde ihnen auch noch beibringen, dass das so
bleiben muß. Sie haben nämlich gesehen, dass ich nun gerne in einem der Hundekörbe schlafe und denken, dass ich wohl etwas einsam bin. So als Alleinherrscherin würde ich natürlich keine andere Katze mehr hier dulden, aber ich habe gehört, dass ein Hundemädchen hier wieder einziehen soll. Na gut, von mir aus, ein neuer Untertan ist immer willkommen!

Freitag, 29. April 2016

P.S.: Der Tarzan und sein Affe


Bis zuletzt habe ich gekämpft, weil schon der Gedanke an den Abschied mich verzweifeln ließ. Aber es war mir unmöglich zu bleiben, ich hatte keine Kraft mehr und mußte loslassen. Begleitet von der Liebe meiner Menschen wurde ich immer leichter und leichter, bis alles verschwand und doch wieder kam. Ich sah mich dort bei meinen Menschen liegen und war doch fort. Das war vielleicht verwirrend. Ich starrte noch eine Weile mich selbst an, bis mir
auffiel, dass ich gar keine Schmerzen oder Beschwerden mehr hatte, sondern mich einfach nur wohl fühlte und dankbar für alles war. Wären da nur nicht die bitteren Tränen meiner Menschen, ihr Schmerz, der mein Herz umringte. Nein, so konnte ich sie unmöglich verlassen. Da wußte ich, was ich machen mußte, nur noch nicht, wie.

Als ich da so vor mich hin grübelte, fühlte ich jemanden näher kommen. Aus dem leichten Nebel tauchten Gestalten auf, die mir doch bekannt vorkamen. Ach...das war ja unser Vili, der dicke Kater, begleitet von meiner Engel-Schwester Pais und unserer Mümmelmann-Gang bestehend aus vier Kaninchen. Sie waren mir entgegen gekommen und wollten mir den Weg über die Regenbogenbrücke zeigen. Irgendwie fand ich das schön, aber ich war noch
nicht bereit zu gehen. Helfen könnten sie mir allerdings – vielleicht nicht die kleinen Kaninchen, die zwar niedlich und lieb waren, aber eigentlich jetzt schon das Interesse verloren und lieber wieder an den schönen Blumen neben sich schnüffelten und ja, mümmelten. Und mit Vili war es auch ein bisschen grenzwertig – ich hatte ihn ja sehr lieb aber ob er begreifen würde, was ich wollte, war fragwürdig. Aber meine Pais, die mich zu meinem Mama- und Papa-Menschen geschickt hatte, würde bescheid wissen.

Es vergingen etliche Tage. Ich war immer wieder bei meinen Menschen, wollte sie trösten und spüren lassen, dass ich doch da war, weil sie so zutiefst traurig waren. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie mich doch sehen konnten, weil sie direkt in meine Richtung blickten oder nachts wach wurden, als ich mich zu ihnen hinlegte. Es zerbrach mir das Herz zu sehen, wie sie meinen leeren Korb anschauten, die nutzlosen Leinen ordneten, die Stille und Leere kaum ertrugen.



Pais hatte mir erzählt, dass sie damals versucht hatte, ihren und dann meinen Menschen Nachrichten zu schicken und sie in die richtige Richtung zu lenken, damit sie mich finden konnten. Das war es, was ich tun mußte: meinen Menschen eine neue Liebe schenken, eine neue Seele, die Hilfe bräuchte und meinen Menschen Trost spenden könnte. Sie sollten wissen, dass ich nicht sie so einsam sehen wollte. Aber wie sollte ich das nur zeigen können? Ich wußte ja auch schon ganz genau, wen ich zu ihnen schicken möchte: die
Sita (Foto: Finca Lucendum)
kleine Sita, die dort wartete, woher auch ich kam – von der Finca Lucendum in Spanien.


Bevor ich erzähle, welches Wunder dann passierte, muß ich erwähnen, dass meine Menschen schon ziemlich geerdet sind. Mein Papa-Mensch ist eh der vernünftigere, und obwohl mein Mama-Mensch manchmal – oder eher ziemlich oft – irgendwelche absonderlichen Ideen hat, ist sie auch eher rational. An einem Abend saß ich also wieder mit Pais und Vili zusammen als plötzlich eine weibliche Stimme mich ansprach. Dass ich total erschrak, wollte ich nicht zeigen, aber komisch war es schon. Sie wußte meinen Namen und erzählte, dass sie eine Tierkommune oder so aus der Schweiz sei – was ich ein bisschen merkwürdig fand, aber das war jetzt nebensächlich – und dass meine Menschen nach mir gefragt hätten und ob ich ihnen etwas ausrichten möchte. Obwohl mein Nackenfell hoch stand und mein Herz wie wild pumperte, erkannte ich sofort, dass nun meine Chance da war. Reden ging natürlich nicht, aber Bilder könnte ich schicken.

Die Tierkommunen-Tante wartete geduldig. Vili hat das alles gar nicht mitbekommen, aber Pais war Feuer und Flamme wie auch ich. Trotzdem war das alles andere als leicht. Zuerst schickte ich einen lieben Gruß, dass es mir gut ging und dass meine Menschen alles richtig gemacht hatten. Ich spürte eine warme Energie, als diese Nachricht doch bei meinen Menschen ankam. Es klappte! Pais und ich überlegten, wie wir nun weiter vorgehen sollten. Ich versuchte ein Bild von der Finca zu schicken, mit vielen lieben Hunden und schönen südländischen Bäumen und Büschen.

Bei meinen Menschen kam dann DAS Tierheim und rote Blüten mit schöner Aussicht und ein heller Hund, der wie eine Art französische Bulldogge aussah, an.

Na gut. Nicht genau das, was ich meinte, aber die Hinweise zur Finca und dem kleinen Alien-Hund Spike würden sie vielleicht verstehen. Als ich gerade mit Pais überlegte, wie wir den Namen Sita vermitteln könnten, wachte Vili aus seinem Dämmerzustand auf und fragte,
was wir mit einem Affen wollten. Ich wollte ihn zuerst ignorieren und Pais guckte ihn auch total fassungslos an, bis bei mir der Groschen fiel: der Schussel-Vili dachte wir sprachen über den Affen von Tarzan, dessen Name ganz ähnlich klang: Cheeta.

Ich weiß noch, wie mein Mama-Mensch mal darüber mit jemandem gesprochen hat, wer nun der beste Tarzan sei und dass sie die Filme als Kind immer geschaut hat. Sie mochte irgendwie einen Tarzan der auch ein Weizen-Müller war, was mich nicht die Bohne interessiert hat, aber der Tarzan hatte tatsächlich einen Affen Cheeta. Mein Mama-Mensch müßte den Hinweis verstehen. Vili quasselte darüber, dass wenn wir Tarzan spielten, sei er Tarzan, weil er das einzige männliche Tier war, abgesehen von den Kaninchen Max und Happy, die eh nicht auf einen Baum kämen. Ob Vili seine Tollpatschigkeit verloren hätte, wußte ich nicht, aber bei der Vorstellung ihn als Tarzan an einem Baum hängen zu sehen, mußte ich unwillkürlich grinsen.

Der Tierkommunen-Tante schickte ich also ein Bild von dem Affen Cheeta.

Bei meinen Menschen kam ein Bild an, auf dem ich ganz aufgeregt mit einem Stofftieraffen spielte. Na gut.

Aber was machte mein Mama-Mensch? Sie fragte meinen Papa-Menschen, ob er sich an den Affen Cheeta aus Tarzan erinnerte und sagte, dass sie nun auf der Homepage der Finca mal nachschauen möchte, denn sie fühlte, dass ich nicht wollte, dass sie lange alleine
Foto: Finca Lucendum
bleiben. Als sie das Foto von Sita sahen, schluckten sie beide und wußten, dass ich sie dorthin geführt hatte. Die kleine liebe Sita wird die Erfüllung meines Testaments werden. Ich fühlte, wie meine Menschen ruhiger wurden, und wußte, dass ich sie nun für eine Weile alleine lassen konnte. Ich werde sicher immer wieder nach ihnen schauen, aber nun mußte ich zuerst mal dort ankommen, wohin ich jetzt gehörte. Pais, Vili und die Mümmelgang nahmen mich in ihre Mitte und wir gingen fröhlich und gelassen in den leichten Nebel hinein.






Danke an: Manuela Seeber, Tierkommunikation – ein unsichtbares Band zwischen Tier und Mensch.

Dienstag, 26. April 2016

Von Weltraumtagen und vom Abschied

Laut meinem Papa-Menschen unterteilt sich unser Jahr in besondere Tage - wie zum Beispiel dem Sympathietag oder Weihnachten - und in andere Tage, den Weltraumtagen. Bislang haben wir in meinem Blog hauptsächlich Erlebnisse besonderer Tage geschildert - aber eigentlich ist doch jeder Tag an dem wir zusammen sein dürfen, ein besonderer Tag und so haben auch die Weltraumtage ihren Reiz und einen Platz hier verdient.
Noch müde.....

Der Weltraumtag ist beständiger als ein besonderer Tag - kein plötzliches packen meines eigenen kleinen Rucksacks, keine lange Autofahrten oder unerwartete Schiffsreisen nach dem Finnenland. An Weltraumtagen steht mein Mama-Mensch in der Regel zuerst auf und bereitet zunächst sich und dann das Frühstück vor. Je nach Uhrzeit oder ob auch ich einmal müssen muss, entscheide ich dann immer höchst persönlich ob ich nun meinen Mama-Menschen begleite oder ob ich doch noch lieber etwas bei meinem Papa-Menschen kuschle.


Solange mein Schwester-Mensch noch fast täglich zu einem großen Gebäude, in dem auch viele andere Menschenkinder tagsüber betreut werden, gebracht werden musste, war es jedoch durchaus ratsam schon mit meinem Mama-Menschen aufzustehen. Ansonsten bekam man nämlich den Lieblingssatz meines Mama-Menschen zu hören „Me ollaan myöhässä!“ (Übersetzung aus dem Finnländischen: „Wir kommen zu spät!“). Wohl nur dank meines Mama-Menschen und ihres Lieblingssatzes ist mein Schwester-Mensch in all den Jahren niemals zu spät gekommen - oder vielleicht doch auch nur deshalb, weil wir sowieso immer pünktlich aufgebrochen sind.

An dieser Stelle muss ich nun leider erwähnen, dass mein Schwester-Mensch im letzten Jahr dann anscheinend etwas so schlimmes angestellt hat, dass sie nach vielen Jahren „entlassen“ worden ist
und dort nun nicht mehr tagsüber betreut wird. Mein Mama-Mensch hat ganz doll geweint und die Schande muss wohl so groß gewesen sein, dass mein Schwester-Mensch daraufhin sogar in eine andere Stadt gezogen ist. Trotzdem haben mein Mama-Mensch, mein Papa-Mensch und ich ihr natürlich beim Umzug geholfen - Blut ist ja bekanntlich doch dicker als Wasser. Es war aber ein überaus schmerzlicher Abschied!!! Gott sei Dank wird mein Schwester-Mensch inzwischen auch dort wieder in einem großen Gebäude betreut und hat jetzt sogar, im Gegensatz zu früher, gaaaaanz viiiiiel mehr Zeit für besondere Tage und an den Wochenenden kommt sie regelmäßig zu Besuch. Wie auch ich hat sie nun einen eigenen Blog und
Foto: J. Lederer
hier verarbeitet sie mit Hilfe ihrer besten Freundin ihre vielen schlimmen Erlebnisse, wie zum Beispiel: Reisen nach dem Finnenland, Sport treiben zu müssen, ständig Dinge einkaufen und Eis essen zu müssen.

An den meisten Weltraumtagen arbeiten mein Mama-Mensch und mein Papa-Mensch so vor sich hin. Zwischendurch gibt es mein Lieblingsessen, hin und wieder ein Leckerchen und von Zeit zu Zeit gehen wir unsere Runde. Gerade an diesen Tagen liebe ich es ganz still zu kuscheln und mich des Lebens zu erfreuen.

An manchen Weltraumtagen müssen wir aber unseren Vorrat an Essen und - gaaaaanz besonders wichtig natürlich(!) - an Leckerchen wieder auffüllen oder auch noch sonstige Dinge erledigen. Wir alle haben unsere angestammten Geschäfte und wenn ich einmal nicht mit in ein Geschäft kann, dann warten mein Mama-Mensch oder mein Papa-Mensch mit mir im Auto.
Von dort beobachte ich dann ausgiebig und in aller Ruhe die Welt um mich herum oder ich kuschle mich einfach in den Arm und schlafe etwas ein.

Unabhängig davon, ob wir nun Zuhause sind oder gerade die Vorräte auffüllen, wir haben unsere festen Runden. All diese Runden sind mir so sehr vertraut geworden und ich liebe die kleinen Blümchen, die kleinen Pflänzchen, das Gras, das Wasser und das ausgiebige Schnüffeln.
Meine Freundin Zina und ich

Wenn dann so ein Weltraumtag vorbei ist, dann kuschle ich mich zu meinem Mama-Menschen und meinem Papa-Menschen. Nach ausgiebigem bürsten und meinem obligatorischen „Gute-Nacht-Leckerchen“ schlafe ich schließlich friedlich ein und freue mich schon auf den nächsten Tag - egal ob dieser nun ein Weltraumtag oder ein besonderer Tag sein wird ...

Wie schon eingangs gesagt, bislang haben wir in meinem Blog hauptsächlich Erlebnisse besonderer Tage geschildert und meine lieben Leser wünschten sich ja immer wieder noch weitere Berichte. Deshalb beschlossen mein Mama-Mensch, mein Papa-Mensch und ich schon vor einiger Zeit gemeinsam noch mehr besondere Tage zu verleben und dann von unseren Erlebnissen nicht nur hier zu berichten.

Seither gab es immer wieder diese besonderen Tage, die keine Weltraumtage waren. Obwohl - wie ich auch hier schon berichtet habe - einige davon ziemlich wasserlastig gewesen sind. Aber im letzten Jahr waren diese Tage dann plötzlich nicht mehr so, wie die bisherigen besonderen Tage - nicht mehr geprägt von Fröhlichkeit und ausgefüllt mit aufregenden Erlebnissen und Ereignissen - diese besonderen Tage waren überschattet von dunklen Wolken und geprägt von großer Sorge. Sorge um
meinen Oma-Menschen, bei dem die Ärzte im Frühjahr einen besonders aggressiven Krebs entdeckt hatten. Mein Oma-Mensch kam daraufhin ins Krankenhaus und wurde operiert. Im Sommer wurde schließlich eine weitere Operation erforderlich und mein Oma-Mensch stand zu dieser Zeit am Beginn der Regenbogenbrücke. Erst zum Jahresende hin stellte sich bei meinem Oma-Menschen eine Verbesserung des Gesundheitszustandes ein.

Doch mit dem Beginn des neuen Jahres bemerkten mein Mama-Mensch und mein Papa-Mensch dass auch ich mich plötzlich nicht mehr wohlfühlte. Sogleich fuhren wir zu meiner Ärztin und ich wurde von ihr eingehend untersucht. Dann sprach Sie sehr, sehr ernst mit meinen Menschen und plötzlich waren sie wieder da, die dunklen Wolken und die großen Sorgen. Wie zuvor bei
meinem Oma-Menschen wurde auch bei mir ein besonders aggressiver Krebs entdeckt. Meine Ärztin könne mir leider nicht mehr helfen und schon sehr bald würde auch ich am Beginn der Regenbogenbrücke stehen - und am Ende der Regenbogenbrücke warten hoffentlich mein Engel-Töchterchen Samantha, mein Engel-Schwesterchen Pais und viele meiner lieben Freunde auf mich ...

Von diesem Tage an hat es für meinen Mama-Menschen und für meinen Papa-Menschen keinen Weltraumtag mehr gegeben - gerade sagt mir mein Papa-Mensch, richtig hieße es wohl: A l l tag ..

In Gedenken an unseren lieben kleinen Sonnenschein Pia, der unfassbar für uns am 09. April 2016 den Kampf gegen den Krebs endgültig verloren hat.
Lebt wohl, Ihr Lieben! <3

Liebe kleine Pia, Du wirst für immer einen Platz tief in unseren Herzen haben und wir alle werden Dich, Deine unendliche Liebe und Deine unendliche Wärme niemals vergessen.

Zu wenig Zeit ist geblieben ...


In Liebe und unendlicher Traurigkeit Dein Mama-Mensch und Dein Papa-Mensch mit Schwester- und Oma-Mensch sowie Katze Clara

Dienstag, 8. Juli 2014

Über Hoch-Zeiten und Tief-Zeiten und über andere finnländische Phänomene




Mir ist natürlich schon bekannt, dass mein Mama-Mensch ursprünglich aus diesem Finnland stammt. In der letzten Woche war es aber dann endlich soweit, zum ersten Mal sollte ich mit meiner Familie dieses Finnland besuchen dürfen, weil dort - so mein Mama-Mensch - jetzt Sommer und Hoch-Zeit sei. Meine Menschen haben eine Fahrt dorthin zwar schon lange geplant, es ist jedoch immer etwas dazwischen gekommen. Zum Beispiel im Winter, da wollte mein Mama-Mensch auf keinen Fall fahren, weil dort dann wohl Tief-Zeit ist. Tiefste Temperaturen, tiefster Schnee und tiefste Dunkelheit. Aber nun, weil ja Sommer ist, sind die besten Voraussetzungen für eine Reise in dieses Finnland wohl gegeben.

Da ich mit meinen Menschen ja schon so viel gereist bin, war ich vor dieser Reise kaum mehr nervös, vor allem, weil ich bei der Abreise wusste, dass wir in eine völlig entgegensetzte Richtung zu diesem Spanien fuhren. Meine Menschen hatten gesagt, dass wir zuerst zu einem Hafen fahren werden, um mit einem großen Schiff ein großes Wasser zu überqueren. Ich glaube es heißt Atlantik ...nee, Indischer Ozean, ja, das war es! Der Name kommt sicher von den ursprünglichen Einwohnern, die dieses große Wasser überquerten, um aus irgendeinem Grund in so einem nordischen Land zu leben - also so wie die Indianer in diesem Amerika. Dass auch mein Mama-Mensch Indianerblut in sich hat, das sieht man sofort an ihren Haaren, die besonders morgens eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Irokesenfrisur haben. Am Hafen angekommen hörte ich, dass
dieser Teil von dem Indischen Ozean wohl Ostsee heißt. Weit und breit war aber kein Schiff zu sehen. Ich bin ja schon einmal auf einem Schiff gewesen, damals in Bremerhaven, auf so einem Holzschiff mit Restaurant. Wie Ihr vielleicht noch in Erinnerung habt, wurde mir dort furchtbar schlecht. Und nun sollte ich fast zwei Tage hin und fast zwei Tage zurück auf so einem Segelschiff mit Restaurant überstehen?


Plötzlich zeigten mein Mama- und Schwerster-Mensch ganz aufgeregt irgendwohin aufs Wasser und wären sicher wieder irgendwie so rumgehüpft, wenn wir nicht gerade im Auto gesessen hätten. Als ich das Ding auf dem Wasser sah, war ich auch total verblüfft: ganz langsam näherte sich ein riesiges Hotel dem Hafen! Das war ja gar kein Schiff, sondern ein mehrstöckiges Gebäude mit vielen Fenstern und Lichtern und mit einem
eigenen Hof sowie mit vielen Parkplätzen. Da mein Papa-Mensch ganz ruhig und fröhlich wirkte, schluckte ich die aufkommende Panik herunter. Wird schon schief gehen, dachte ich. Als wir mit dem Auto auf dem Hotelparkplatz parkten und ausstiegen, entdeckte ich auch ein paar andere Hunde. Die Überfahrt könnte doch richtig interessant werden. Das Hotelzimmer war ganz ähnlich denen, die ich schon aus den anderen Hotels kannte. Nur war es etwas kleiner. Weil ich mein eigenes Kissen mitgenommen hatte, konnte ich mich ganz beruhigt hinlegen und bekam von der Abfahrt nichts mehr mit. Außerdem, muss ich sagen, fährt so ein Hotel viel ruhiger als so ein Schiff: mir wurde kein einziges Mal übel oder schwindelig!

Allerdings bereitete mir während der ganzen Überfahrt eine Sache ziemlich große Sorgen. Meine Menschen führten mich öfter nach draußen, auf den Hof. Hier sollte ich auch mein Geschäftchen erledigen können. Dort
entdeckte ich ein sehr großes Katzenklo, so tausend Mal größer als das Zuhause, jedoch genauso mit Sand befüllt. Ich schnupperte daran und bemerkte, dass einige Hunde dort etwas hinein gemacht hatten - aber ich, ich benutze doch kein Katzenklo! Kurz gesagt, ich erledigte mein Geschäftchen lieber immer daneben. Die ganze Zeit musste ich aber daran denken, dass wenn das Katzenklo so riesig war, wie groß dann die Katzen hier erst sein würden?

In diesem Finnland angekommen schaute ich mich erst einmal neugierig um. Von meinem Mama-Menschen hatte ich gehört, dass dort viele kleine und große Elche frei herumlaufen. Zu meiner Enttäuschung sah ich aber nur eine Autobahn, auf der - uns mit eingerechnet - ungefähr zehn Autos unterwegs waren. Neben der Autobahn gab es wahnsinnig viel Wald, ab und zu einen See und manchmal sogar ein paar Häuser, die alle aus Holz waren, zu entdecken. Als wir
schließlich in einer kleineren Stadt ankamen, stupsten sich mein Mama- und mein Schwester-Mensch gegenseitig an und zeigten wieder ganz aufgeregt auf irgendwas. Anscheinend waren alle meine Menschen hier schon früher gewesen, obwohl augenscheinlich nur mein Papa-Mensch den richtigen Weg kannte. Ach ja, sie alle haben ja fast neun Jahre in dem Finnenland gelebt. Vor einem kleinen Hochhaus wartete eine sogar mir bekannte Frau auf uns - das war der finnländische Oma-Mensch, den ich schon einmal in Deutschland getroffen hatte. Darauf hätte ich auch selber kommen können, dass wir sie und den finnländischen Opa-Menschen in diesem Finnland in der sommerlichen Hoch-Zeit besuchen würden.

Bei meinen Spaziergängen entdeckte ich ein paar Merkwürdigkeiten. Wir liefen in die eine Richtung und kamen zum Wasser, dann in die andere Richtung, und kamen wieder zum Wasser … und das wieder und wieder. Meine Menschen sagten, dass es sich um mehrere Seen handelt, aber für mich sah eigentlich alles gleich aus. Vor einem Supermarkt entdeckte ich zu meinem Entsetzten Käfige für Hunde. Ob dort wohl Hunde in Supermärkten verkauft wurden? Zuerst war ich ziemlich empört, als mein Papa-Mensch auch noch anfing, diese furchtbaren Dinger zu fotografieren - dann aber erfuhr ich, dass diese Käfige zum
Schutz (vor Diebstählen) dienten - also so etwas wie Frauenparkplätze auf den Parkplätzen in Deutschland. Trotzdem wollte ich diese Hundeparkplätze auf keinen Fall näher betrachten und bliebt wie immer mit meinem Papa-Menschen im Auto sitzen. Ich kenne aber ein paar Kinder, die lieber die Zeit des Einkaufs in so einem Käfig verbringen sollten ...

Die Sache mit der Hoch-Zeit ist mir jedoch bis heute etwas unklar geblieben. Schon am ersten Tag nach der Ankunft zogen alle Menschen irgendwelche festliche Kleidung an. Auch ich bekam mein feinstes Tuch umgebunden und es wurde angekündigt, dass wir nun zur Hoch-Zeit des finnländischen Bruder-Menschen von meinem Mama-Menschen fahren würden. Ich dachte ja, wir wären eben in der finnländischen Hoch-Zeit in diesem Land. Anscheinend hat aber jeder Finnländer dort noch eine eigene, besondere Hoch-Zeit. Wir fuhren also zu einem Gebäude, das irgendwie wie Gotteshaus hieß und neben dem sich sehr viele Menschen versammelt hatten. Ich blieb lieber mit meinem Papa-Menschen draußen. Als die Menschen hinein gingen, sagten sie, dass dort drin der finnländische Bruder mit seiner Hoch-Zeit wäre. Da wusste ich, dass diese Hoch-Zeit etwas besonders sein musste, weil der Bruder wohl in diesem Gotteshaus lebte und damit
irgendein heidnischer Gott sein musste. Nach einiger Zeit kamen alle wieder heraus, und ich musste sofort an die Waschmittelwerbung aus dem Fernsehen denken. Der Bruder und neben ihm ein weiblicher Engel in Weiß wurden gefeiert. Alle klatschten und riefen etwas, bevor gemeinsam zu einem Lokal gefahren wurde und diese besondere Hoch-Zeit noch den ganzen Abend gefeiert wurde. Von all solchen heidnischen Sitten habe ich ja keine Ahnung, aber die dort angebotenen Fleischbällchen schmeckten mir schon besonders hoch-zeitig.


Obwohl ich meinen Mama-Menschen sehr lieb habe, musste ich während des Aufenthalts in diesem Finnland feststellen, dass sie auch in ihrer Heimat sehr nervig sein kann. Fast jede Nacht musste sie irgendwann aufstehen und vom Fenster aus bewundern, wie hell die Nächte dort doch sind. Klar bewunderte ich es auch etwas, aber mit Fleischbällchen und anderen Finnländischen Spezialitäten im Bauch war mir mein Schlaf wichtiger, als meinem etwas irre gewordenen Mama-Menschen mitten in der Nacht zu zuhören. Und auch mein Papa-Mensch schnarchte ja schließlich vollkommen unbeirrt weiter ...



Montag, 9. Juni 2014

(Nacht-)Gedanken zum Symphatietag, zu Tomaten, Wasser und Selbsthilfegruppen


So, nun ist er leider schon wieder vorbei, mein neunter Sympathietag. Sehr gefreut habe ich mich darüber, dass soooo viiiiele nette Menschen mir über meinen Mama-Menschen Glückwünsche und Grüße haben ausrichten lassen. Gleich noch am Abend habe ich meinen Mama-Menschen und meinen Papa-Menschen darum gebeten, als Dank dafür doch wieder einmal etwas in meinem Blog zu schreiben, da unser größeres Projekt noch Arbeit bereiten und so noch Zeit in Anspruch nehmen wird. Neben den Geschenken und nicht zu vergessen, dem Auspacken der selbigen, ist natürlich auch in diesem Jahr wieder das so liebevoll zubereitete Geburtstagstörtchen meines Mama-Menschen ein absolutes Highlight gewesen. Und obwohl ich es eigentlich immer hinnehme, wenn unsere Katzen an meine Sachen gehen - denn Katzen wissen es ja schließlich nicht besser - sah ich mich in diesem Jahr leider dazu gezwungen, mein eigenes kleines Geburtstagstörtchen mit einem warnenden Knurren zu verteidigen, um es dann in aller Eile vor unseren Katzen zu retten.

Ja, noch vor einigen Wochen, da hätte mein Mama-Mensch sofort reagiert und unseren Katzen die Situation mit einem unmissverständlichen „Huuuuusch“ verdeutlicht. Seit mein Mama-Mensch aber dieses Problem hat, da lassen ihre Reaktionen immer mehr zu wünschen übrig. Und auch, wenn die Menschen solche Art
von Problemen gerne unter den Teppich kehren, so muss ich sagen, dass mein Mama-Menschen Tomatlikerin ist. Wirklich bei jeder Gelegenheit konsumiert mein Mama-Mensch diese Dinger - zum Frühstück, zum Mittagessen, zwischendurch in Form von „gesunden“ Salaten und sogar in unseren Hauptmahlzeiten finden wir diese roten Dinger wieder, sei es als Salatbeilage, sei es als Gemüse oder ganz „unauffällig“ in die Soße eingearbeitet. Hat mein Mama-Mensch diese Dinger dann konsumiert, so schaut sie selig und glücklich drein. Dazu braucht sie aber, wie es bei einer Sucht wohl üblich ist, immer größere Mengen. Vielleicht trinkt sie
inzwischen sogar heimlich aus dieser großen roten Tube, auf der diese Dinger abgebildet sind - allerdings steht dort „Ketchup“ drauf. Wir alle machen uns wirklich große Sorgen um meinen Mama-Menschen. Meinen Papa-Menschen und meinen Schwester-Menschen habe ich sogar schon darüber diskutieren gehört, ob sie nicht eine Tomatliker-Selbsthilfegruppe im Internet gründen sollen.

Ein weiterer Stoff, welcher anscheinend in meiner Mensch-Familie ein Suchtpotential hat, das ist Wasser. Selbst mag ich ja kein Wasser, schon wenn dieses kalte Zeug nur vom Himmel fällt und mein Mama-Mensch und mein Papa-Mensch mich
trotzdem dazu zwingen, meine Runden zu laufen - hui, mich schauert es bereits, wenn ich nur daran denke. Trotz des anschließenden Abrubbelns mit meinem Handtuch frage ich mich dann immer, ob mein Fell jemals wieder trocknen wird. Unser Fluss-Urlaub im letzten Jahr, der war ja gerade noch so zu akzeptieren, denn es war im Verhältnis noch wenig Wasser und ich konnte gebührenden Abstand dazu halten. Richtig begonnen hat alles erst mit meinem Oma-Menschen. Unbedingt wollte sie mal wieder an einem riiiiesigen Wasser den Urlaub verbringen. Voller Begeisterung versprach mein Papa-Mensch, dass wir meinen Oma-Menschen zu diesem riiiisigen Wasser bringen und dort auch wieder abholen würden. Allein schon der Name von diesem Ort: Gucks-
Hafen - ja, da guckst du, aber der Ort heißt wohl so. Nachdem wir wieder meinen kleinen Rucksack gepackt hatten, ging es schließlich los und als wir meinen Oma-Menschen an einem Haus mit dem Schild „Hotel“ abgesetzt hatten, mussten sich mein Mama-Mensch und mein Papa-Mensch natürlich unbedingt dieses riiiisige Wasser angucken.

Bereits kurze Zeit später fuhren wir wieder ans Wasser. Wieder ein Hafen und wieder ein riiiisiges Wasser - ich glaube sogar, das es dasselbe Wasser war, wie das Wasser in diesem Gucks-Hafen. Zu allem Unglück kam auch noch das Wasser aus dem Himmel dazu und so beschlossen mein Mama-Mensch und mein Papa-Mensch sich einen trockenen Platz zu suchen und dort etwas zu essen. Fein dachte ich, ein Platz ohne Wasser und sogar noch etwas zu essen. Doch dann führte uns mein Papa-Mensch zu einem riesigen Ding aus Holz. Mit Schreck erkannte ich, dass dieses Ding ein Schiff war und drumherum befand sich natürlich: Wasser. Während das Wasser vom Himmel
inzwischen endgültig mein Fell durchnässt hatte, erklärte mein Papa-Mensch derweil leutselig - und ganz offensichtlich völlig berauscht durch das viele Wasser - dass dieses Schiff ein „Süßes Mädchen“ und bei seiner ersten Fahrt der Kapitän auf hoher See unter äußerst mysteriösen Umständen spurlos verschwunden sei. Das verwunderte mich nun gar nicht, denn auch ich wäre gern verschwunden. Außerdem, so mein Papa-Mensch weiter, wurde das Schiff auch in diesem Finnland dazu benutzt, um Holz zu transportieren. Als echte Finnländerin und eigentlich in unserer Familie zuständig für Geschichte, war mein Mama-Mensch natürlich sofort absolut begeistert. Das war also der angeblich trockene Platz und wo war nun das versprochene Essen? Wir machten uns also auf in den Bauch des Schiffes und man soll es nicht für möglich halten, dort befand sich ein Restaurant - Menschen sind manchmal schon komisch. Das Essen war dann ein Graus, denn alles schwankte und ich fühlte mich ganz schwindelig.


Wie bereits gesagt, zur Befriedigung einer Sucht muss man immer mehr konsumieren. Mir könnte es sicher mit meinen allerliebsten Lieblings-Leckerchen und mit meinem Geburtstagstörtchen so gehen. Übrigens, zu
meinem Sympathietag bekam ich noch ein großes, grelles und unbequemes Ding geschenkt. Mein Papa-Mensch sagt, das solle meiner Sicherheit dienen, wenn wir im Sommer ein anderes riiiisiges Wasser überqueren.

(Merke: Eine Wasserliker-Selbshilfegruppe für meinen Papa-Menschen gründen.)

Dienstag, 10. Dezember 2013

Kleine Pause für etwas Größeres

Es freut mich immer so sehr, dass so viel Interesse an meinem Leben und an meinen Betrachtungen besteht. Da so unheimlich viele immer meinen Blog lesen und kommentieren, fühle ich mich ermutigt, etwas größeres zu wagen: ein Buch zu schreiben! Darauf muß ich mich aber so sehr konzentrieren, dass mir im Moment wenig Zeit für meinen Blog bleibt. Ich hoffe jedoch, dass es mir keiner übel nimmt und natürlich, dass - wenn es denn so weit ist - das Buch auch so viel Freude macht.

Mit diesem Bild vom letzten Jahr wünsche ich allen schöne und besinnliche Weihnachten. Weihnachten kenne ich ja schon, das ist dieser Geburtstag von dem einen Jesus, der bereit vor ewig langer Zeit über die Regenbogenbrücke gegangen ist und deswegen selber keine Geschenke auspacken kann. Natürlich gibt es auch furchtbar gutes
Essen, obwohl einiges mir schon ein bisschen komisch vorkommt. Mein Mama- und Schwester-Mensch haben zum Beispiel Pfefferkuchen gebacken, soll wieder etwas Finnländisches sein. Etwas skeptisch habe ich schon probiert, aber es schmeckt doch nicht nach Pfeffer. Mein Papa-Mensch meint immer, dass ich nicht so viel davon haben darf, weil ich dann Bauchweh bekomme. Na ja, so gut schmecken diese ja auch nicht. Außerdem ist da ja noch Sauerbraten und Schinken, Vorspeisen ...oh, ich glaube, jetzt bekomme ich Hunger und gehe mal ein bisschen essen.

Ich melde mich bald wieder!


Dienstag, 5. November 2013

Eine Reise in die Vergangenheit

Einige behaupten, dass man sich seinen Ängsten stellen muß, um diese zu überwinden. Ohne jemanden zu Nahe treten zu wollen, muß ich sagen, dass das großer Blödsinn ist. Wenn Hund so klein ist wie ich und eine große Monsterangstwelle einem entgegen rollt, ist Hund doch ziemlich machtlos. Obwohl ich meine Menschen dabei hatte, wurde unsere Familienreise zum Albtraum für mich. Sie katapultierte mich direkt zurück in meine Vergangenheit, was ich eigentlich nie wieder erleben wollte.

Mit meinen Menschen zu verreisen und neues zu erleben gefällt mir wirklich gut. Dieses Mal fuhren sogar alle mit, auch mein Schwester-Mensch und mein Oma-Mensch. Etwas mulmig wurde mir schon, als wir nach langer Fahrt und einer Zwischenübernachtung ewig lang weiterfuhren. Während jeder Pause wurde es mir immer mehr bewußt, wohin die Reise wohl
dieses Mal führen würde: nach Spanien! Meine Menschen sagten zwar ständig, dass wir nach Süd-Frankreich fahren, aber das ist sicher irgendein mir nicht bekannter Landesteil von Spanien. Als wir dort ankamen, zögerte ich lange, bevor ich überhaupt aus dem Auto hinaus sprang. Meine Menschen wunderten sich etwas, aber sie hätten es doch wissen müssen, dass ich nie mehr dorthin zurück will. Dort ist so viel furchtbares passiert. Nie wollte ich wieder hin. Nie. Und da stand ich nun. Vielleicht hatten sie sogar vorgehabt, mich nach Spanien zurück zu bringen und zu verlassen. Alle waren zum Abschied mitgefahren. Es war möglich, es ist immer möglich.

Als ich mich erleichtern mußte, stieg ich endlich aus. Widerstrebend folgte ich meinen
Menschen auf einen Spaziergang durch den Ort. Alles um mich herum bestätigte meinen Verdacht: es war Spanien. Die Häuser sahen ähnlich aus, einige waren auch genau so heruntergekommen, wie dort, wo ich früher gelebt habe. Auch die Farben stimmten, die engen Gassen, die Gerüche, die südlichen Blumen und Sträuche. Als ich die ersten freilaufenden Hunde begegnete, die mich anschnautzten, wollte ich nur weg. Zum Glück hatte ich mein Mama-Mobil dabei und so konnte ich es benutzen, wann immer ich wollte.


Um meine Menschen nicht zu beunruhigen, versuchte ich ganz tapfer zu sein. Ich konnte mir aber nicht helfen, so dass ich jeden Menschen anbellte, der unser Ferienhaus auch nur kurz ansah. Einmal mußte ich sogar heulen, so wie Antonia es uns auf der Finca Lucendum beigebracht hatte. Mein Mama-Mensch fand mich süß, weil mein Mund wie ein kleines O aussah, aber gleichzeitig sah ich sie Blicke mit meinem Papa-Menschen wechseln. Ja, so
etwas hatte ich noch nie in Deutschland gemacht. Sogar einen kleinen Hund von anderen Touristen, der an einer Leine spazierte, wollte ich verjagen, obwohl ich eigentlich jeden kleinen Hund mag. Aber das war hier ja auch nicht Deutschland. Hier in Spanien mußte ich höllisch aufpassen.

Ein Mal sah ich sogar eine furchtbare Ratte. Sie war zwar schon tot, aber trotzdem. Da wollte ich auch gleich wieder auf den Schoß. Es war in einer Stadt, wo irgendein riesiges Gebäude stand, das größte seiner Art in der ganzen Welt. Besonders mein Mama-Mensch wollte es besichtigen, was uns nicht großartig überraschte. Als sie wieder mit ihren geschichtlichen Fakten anfing, schaltete ich jedoch schnell ab. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es den anderen auch so ging – nach deren leeren Blicken zu beurteilen.

Ich weiß noch, dass in diesem Gebäude irgendeine Kirchen-Babsi oder so gewohnt und ganz wichtig getan hat. Sie hatte irgendwie ihren Stuhl von Vatikan dorthin gebracht. Ziemlich viel Raum war es schon für eine Frau und ihren Stuhl. Ob sie sich selber Babsi nannte, oder war es
vielleicht nur ein Kosename? Sie hieß sicher richtig Barbara. Das wäre auch für mich viel einfacher auszusprechen. Ich übte es ein paar Mal kurz: arr-arr-aaa; arr-aa-rraa. Als ich jedoch merkte, dass alle mich anstarrten, ließ ich es bleiben. War ja auch nicht so wichtig. Aber mit den Kosenamen ist es schon irgendwie etwas verwirrend. Ich heiße ja eigentlich Pia, aber mein Papa-Mensch nennt mich oft Mäuschen. Und mein Mama-Mensch nennt mich Sima oder Simasuu. Das soll etwas Finnländisches sein. Aber Babsi würde wirklich nicht zu mir passen.

Der Ehrlichkeit halber muß ich sagen, dass es dort in Teilspanien auch etwas gab, was mir gefiel: das Essen (aus Deutschland mitgenommen) und – öh – ja, die Wärme. Das war es dann schon. Ne, auch der Berg hat mir gefallen, weil ich dort meinen Mama-Menschen beschützen konnte. An einem Tag machten wir einen Ausflug auf einen Berg, der fast drei Kilometer hoch war. Schon
während der Fahrt merkte ich, dass mit meinem Mama-Menschen etwas nicht stimmte. Sie schrie dauernd irgendetwas wie „nicht so schnell“ oder „nicht so weit rechts“ oder „muß das sein“ oder „aargh“. Je höher wir fuhren, desto kühler wurde es, wie ich leicht feststellen konnte. Aber je höher wir fuhren, desto mehr schwitzte mein Mama-Mensch. Das fand ich schon recht merkwürdig. Auf der Spitze angekommen ging sie nur kurz zum Aussichtsplatz und setzte sich dann auf einen Felsen. Obwohl sie nicht stark hechelte oder ihre Lippen leckte – den Schwanz einziehen kam ja so wie so nicht in Frage – verstand ich sofort, dass sie große
Angst haben mußte. Ich setzte mich auf ihren Schoß und tat ganz entspannt, um ihr zu zeigen, dass es dort doch gar nicht gefährlich sei. Endlich konnte ich auch ein Mal jemandem die Angst nehmen!


Endlich fuhren wir alle zurück nach Hause - ich auch! Selbstverständlich haben meine Menschen mich nicht verlassen und natürlich dachten wir nicht daran, für immer dort in Spanien zu bleiben. Schon bei der Rückreise, als wir in demselben Hotel wieder übernachteten, war ich so froh, dass ich nur herum sprang. Trotzdem dauerte es noch Wochen, bis ich mich von dieser Reise und von all dem Schrecken erholt habe. So eine Begegnung mit meiner Vergangenheit will ich aber nie mehr erleben!
Regen ist auch egal -- Hauptsache es geht nach Hause!