Mir ist natürlich
schon bekannt, dass mein Mama-Mensch ursprünglich aus diesem
Finnland stammt. In der letzten Woche war es aber dann endlich
soweit, zum ersten Mal sollte ich mit meiner Familie dieses Finnland
besuchen dürfen, weil dort - so mein Mama-Mensch - jetzt Sommer und
Hoch-Zeit sei. Meine Menschen haben eine Fahrt dorthin zwar schon
lange geplant, es ist jedoch immer etwas dazwischen gekommen. Zum
Beispiel im Winter, da wollte mein Mama-Mensch auf keinen Fall
fahren, weil dort dann wohl Tief-Zeit ist. Tiefste Temperaturen,
tiefster Schnee und tiefste Dunkelheit. Aber nun, weil ja Sommer ist,
sind die besten Voraussetzungen für eine Reise in dieses Finnland
wohl gegeben.
Da ich mit meinen
Menschen ja schon so viel gereist bin, war ich vor dieser Reise kaum
mehr nervös, vor allem, weil ich bei der Abreise wusste, dass wir in
eine völlig entgegensetzte Richtung zu diesem Spanien fuhren. Meine
Menschen hatten gesagt, dass wir zuerst zu einem Hafen fahren werden,
um mit einem großen Schiff ein großes Wasser zu überqueren. Ich
glaube es heißt Atlantik ...nee, Indischer Ozean, ja, das war es!
Der Name kommt sicher von den ursprünglichen Einwohnern, die dieses
große Wasser überquerten, um aus irgendeinem Grund in so einem
nordischen Land zu leben - also so wie die Indianer in diesem
Amerika. Dass auch mein Mama-Mensch Indianerblut in sich hat, das
sieht man sofort an ihren Haaren, die besonders morgens eine gewisse
Ähnlichkeit mit einer Irokesenfrisur haben. Am Hafen angekommen
hörte ich, dass
dieser Teil von dem Indischen Ozean wohl Ostsee
heißt. Weit und breit war aber kein Schiff zu sehen. Ich bin ja
schon einmal auf einem Schiff gewesen, damals in Bremerhaven, auf so
einem Holzschiff mit Restaurant. Wie Ihr vielleicht noch in
Erinnerung habt, wurde mir dort furchtbar schlecht. Und nun sollte
ich fast zwei Tage hin und fast zwei Tage zurück auf so einem
Segelschiff mit Restaurant überstehen?
Plötzlich
zeigten mein Mama- und Schwerster-Mensch ganz aufgeregt irgendwohin
aufs Wasser und wären sicher wieder irgendwie so rumgehüpft, wenn
wir nicht gerade im Auto gesessen hätten. Als ich das Ding auf dem
Wasser sah, war ich auch total verblüfft: ganz langsam näherte sich
ein riesiges Hotel dem Hafen! Das war ja gar kein Schiff, sondern ein
mehrstöckiges Gebäude mit vielen Fenstern und Lichtern und mit
einem
eigenen Hof sowie mit vielen Parkplätzen. Da mein Papa-Mensch
ganz ruhig und fröhlich wirkte, schluckte ich die aufkommende Panik
herunter. Wird schon schief gehen, dachte ich. Als wir mit dem Auto
auf dem Hotelparkplatz parkten und ausstiegen, entdeckte ich auch ein
paar andere Hunde. Die Überfahrt könnte doch richtig interessant
werden. Das Hotelzimmer war ganz ähnlich denen, die ich schon aus
den anderen Hotels kannte. Nur war es etwas kleiner. Weil ich mein
eigenes Kissen mitgenommen hatte, konnte ich mich ganz beruhigt
hinlegen und bekam von der Abfahrt nichts mehr mit. Außerdem, muss
ich sagen, fährt so ein Hotel viel ruhiger als so ein Schiff: mir
wurde kein einziges Mal übel oder schwindelig!
Allerdings
bereitete mir während der ganzen Überfahrt eine Sache ziemlich
große Sorgen. Meine Menschen führten mich öfter nach draußen,
auf den Hof. Hier sollte ich auch mein Geschäftchen erledigen
können. Dort
entdeckte ich ein sehr großes Katzenklo, so tausend
Mal größer als das Zuhause, jedoch genauso mit Sand befüllt. Ich
schnupperte daran und bemerkte, dass einige Hunde dort etwas hinein
gemacht hatten - aber ich, ich benutze doch kein Katzenklo! Kurz
gesagt, ich erledigte mein Geschäftchen lieber immer daneben. Die
ganze Zeit musste ich aber daran denken, dass wenn das Katzenklo so
riesig war, wie groß dann die Katzen hier erst sein würden?
In diesem
Finnland angekommen schaute ich mich erst einmal neugierig um. Von
meinem Mama-Menschen hatte ich gehört, dass dort viele kleine und
große Elche frei herumlaufen. Zu meiner Enttäuschung sah ich aber
nur eine Autobahn, auf der - uns mit eingerechnet - ungefähr zehn
Autos unterwegs waren. Neben der Autobahn gab es wahnsinnig viel
Wald, ab und zu einen See und manchmal sogar ein paar Häuser, die
alle aus Holz waren, zu entdecken. Als wir
schließlich in einer
kleineren Stadt ankamen, stupsten sich mein
Mama- und mein Schwester-Mensch gegenseitig an und zeigten wieder
ganz aufgeregt auf irgendwas. Anscheinend waren alle meine Menschen
hier schon früher gewesen, obwohl augenscheinlich nur mein
Papa-Mensch den richtigen Weg kannte. Ach ja, sie alle haben ja fast
neun Jahre in dem Finnenland gelebt. Vor einem kleinen Hochhaus
wartete eine sogar mir bekannte Frau auf uns - das war der
finnländische Oma-Mensch, den ich schon einmal in Deutschland
getroffen hatte. Darauf hätte ich auch selber kommen können, dass
wir sie und den finnländischen Opa-Menschen in diesem Finnland in
der sommerlichen Hoch-Zeit besuchen würden.
Bei meinen
Spaziergängen entdeckte ich ein paar Merkwürdigkeiten. Wir liefen
in die eine Richtung und kamen zum Wasser, dann in die andere
Richtung, und kamen wieder zum Wasser … und das wieder und wieder.
Meine Menschen sagten, dass es sich um mehrere Seen handelt, aber für
mich sah eigentlich alles gleich aus. Vor einem Supermarkt entdeckte
ich zu meinem Entsetzten Käfige für Hunde. Ob dort wohl Hunde in
Supermärkten verkauft wurden? Zuerst war ich ziemlich empört, als
mein Papa-Mensch auch noch anfing, diese furchtbaren Dinger zu
fotografieren - dann aber erfuhr ich, dass diese Käfige zum
Schutz
(vor Diebstählen) dienten - also so etwas wie Frauenparkplätze auf
den Parkplätzen in Deutschland. Trotzdem wollte ich diese
Hundeparkplätze auf keinen Fall näher betrachten und bliebt wie
immer mit meinem Papa-Menschen im Auto sitzen. Ich kenne aber ein
paar Kinder, die lieber die Zeit des Einkaufs in so einem Käfig
verbringen sollten ...
Die Sache mit der
Hoch-Zeit ist mir jedoch bis heute etwas unklar geblieben. Schon am
ersten Tag nach der Ankunft zogen alle Menschen irgendwelche
festliche Kleidung an. Auch ich bekam mein feinstes Tuch umgebunden
und es wurde angekündigt, dass wir nun zur Hoch-Zeit des
finnländischen Bruder-Menschen von meinem Mama-Menschen fahren
würden. Ich dachte ja, wir wären eben in der finnländischen
Hoch-Zeit in diesem Land. Anscheinend hat aber jeder Finnländer dort
noch eine eigene, besondere Hoch-Zeit. Wir fuhren also zu einem
Gebäude, das irgendwie wie Gotteshaus hieß und neben dem sich sehr
viele Menschen versammelt hatten. Ich blieb lieber mit meinem
Papa-Menschen draußen. Als die Menschen hinein gingen, sagten sie,
dass dort drin der finnländische Bruder mit seiner Hoch-Zeit wäre.
Da wusste ich, dass diese Hoch-Zeit etwas besonders sein musste, weil
der Bruder wohl in diesem Gotteshaus lebte und damit
irgendein
heidnischer Gott sein musste. Nach einiger Zeit kamen alle wieder
heraus, und ich musste sofort an die Waschmittelwerbung aus dem
Fernsehen denken. Der Bruder und neben ihm ein weiblicher Engel in
Weiß wurden gefeiert. Alle klatschten und riefen etwas, bevor
gemeinsam zu einem Lokal gefahren wurde und diese besondere Hoch-Zeit
noch den ganzen Abend gefeiert wurde. Von all solchen heidnischen
Sitten habe ich ja keine Ahnung, aber die dort angebotenen
Fleischbällchen schmeckten mir schon besonders hoch-zeitig.
Obwohl ich meinen
Mama-Menschen sehr lieb habe, musste ich während des Aufenthalts in
diesem Finnland feststellen, dass sie auch in ihrer Heimat sehr
nervig sein kann. Fast jede Nacht musste sie irgendwann aufstehen und
vom Fenster aus bewundern, wie hell die Nächte dort doch sind. Klar
bewunderte ich es auch etwas, aber mit Fleischbällchen und anderen
Finnländischen Spezialitäten im Bauch war mir mein Schlaf
wichtiger, als meinem etwas irre gewordenen Mama-Menschen mitten in
der Nacht zu zuhören. Und auch mein Papa-Mensch schnarchte ja
schließlich vollkommen unbeirrt weiter ...