Pais

Mein Engel-Schwesterchen Pais - 01. Mai 2006 bis 27. April 2011




Als mein Mama-Mensch und ich nach einer langen und anstrengenden Reise endlich Zuhause ankamen, war ich Hundemüde. Der Abschied von Mama Gisi und Papa Ralf, der Abschied von meiner lieben kleinen Samantha und von meinen Freunden, das Beruhigungsmittel und der Flug sowie eine gaaanz lange Autofahrt durch dieses Deutschland ließen mir die Augen zufallen. Die Katzen, die Kaninchen und das neue Zuhause wurden nur kurz von mir begutachtet und dann wollte ich nur noch schlafen. Meine neuen Mensch-Eltern hoben mich auf ihr schönes weiches Bett und ich schlief augenblicklich tief und fest ein.

In der Nacht wachte ich plötzlich durch ein Geräusch auf. Zuerst war ich verwirrt, denn mir war gar nicht klar, wo ich denn überhaupt war. Dann sah ich aber meine neuen Eltern friedlich neben mir schlafen und so wußte ich, dass alles gut war. Es ist halt nur ein harmloses Geräusch gewesen, vielleicht die Katzen, vielleicht die Kaninchen. Ich drehte mich um und erschrak, denn neben mir lag jetzt ein Hundemädchen. Sie lächelte
mich freundlich und überaus warmherzig an und stellte sich mir vor. Ihr Name war Pais. Als ich verunsichert anmerkte, dass mein Mama-Mensch mir doch erzählt hatte, dass neben mir nur noch drei Katzen und drei Kaninchen in der Familie leben würden, erzählte sie mir ihre Geschichte.

Im Jahr 2008 entdeckte mein Mama-Mensch durch Zufall eine Anzeige im Internet. Ein kleines Notfellchen war von seinen Menschen in einem norddeutschen Tierheim einfach abgegeben worden. Es handelte sich um eine Familie mit einem kleinen Kind und als das Notfellchen lebensbedrohlich erkrankte, wurde es der Familie lästig. Im Rahmen eines Urlaubes besuchten mein Mama-Mensch, mein Papa-Mensch und mein Schwester-Mensch das kleine völlig abgemagerte Fellbündel. Ihr Name war Pais. Sie lag ganz alleine auf dem kalten Betonboden eines offenen Zwingers und kuschelte sich ganz fest an ihr altes zerkautes Stofftier. Der Zwinger gehörte zu einer dem Tierheim angeschlossenen Tierarztpraxis und aufgrund einer Operation und der vielen notwendigen Untersuchungen mußte sie dort bleiben, während sie etwas weiter ihre Freunde im Tierheim spielen hören konnte.

Meine Menschen bekamen die Erlaubnis, mit ihr einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Dabei blühte die kleine Pais richtig auf. Sofort schloß sie meine Menschen und meine Menschen schlossen sie in ihr Herz. Als
mein Papa-Mensch seinen Schirm ins Auto legte, wollte Pais direkt hinein springen. Aber die Tierärztin hatte bereits beim Vorgespräch gesagt, dass erst nach Abschluß aller Untersuchungen entschieden werden kann, ob die kleine Pais für immer im Tierheim bleiben muß oder in ein neues Zuhause umziehen darf. Viele Wochen des Bangen und des Wartens vergingen, bis meine Menschen endlich Pais zu sich holen durften.

Pais erzählte mir von sehr glücklichen Jahren und vielen schönen Erlebnissen, wenn man einmal von einer überaus schweren gesundheitlichen Krise im Jahre 2009 absieht, welche ganz besonders meine Mensch-Eltern mitgenommen und in sehr große Sorge versetzt hat.




Wie auch ich, durfte die liebe kleine Pais überall mit hin und zu jeder Zeit waren mein Mama-Mensch und mein Papa-Mensch bei ihr. Sie machten Ausflüge, fuhren gemeinsam in den Urlaub, feierten zusammen Weihnachten und Geburtstage. Jeden Abend kuschelte die kleine Pais mit meinen Mensch-Eltern und durfte mit in ihrem Bett schlafen.

Bis der 27. April 2011 kommt. Es ist im Grunde ein ganz alltäglicher Mittwoch, doch er sollte noch zum traurigsten Tag in der Ehe meiner Eltern werden. Es ist bereits am späteren Abend und die kleine Pais schläft schon bei meinen Eltern. Plötzlich wacht sie auf und spring vom Bett. Sie deutet an, nochmal raus zu müssen und mein Mama-Mensch steht auf und macht sich mit ihr auf den Weg in den Garten. Mein Papa-Mensch sieht die kleine Pais noch zur Tür hinausgehen und ahnt nicht, dass sie nicht mehr wiederkommen wird. Denn als Pais wie immer zu ihrem Baum geht, erscheint plötzlich vor ihr die Regenbogenbrücke. Ein Schmerz, ein furchtbarer Schrei und ihr liebes kleines Herz blieb für immer stehen.

Sie sieht, wie mein Mama-Mensch sie aufhebt und in Eile nach oben läuft. Mein Mama-Mensch versucht, unterstützt von der Tierärztin am Telefon, sie durch Herzmassage und Beatmung zu retten - doch ohne Erfolg. In dieser Nacht geht die liebe kleine Pais über die Regenbogenbrücke und darf ein letztes Mal bei meinem Mama-Menschen und bei meinem Papa-Menschen schlafen.

Die liebe Pais bat mich damals, Ihr Vermächtnis zu bewahren. Sie hatte meinen Mensch-Eltern in der ihr verbliebenen kurzen Zeit gezeigt, welch unendliche Liebe und Wärme wir unseren Menschen geben und
welch unendliches Vertrauen wir unseren Menschen schenken können. Ich bin überzeugt, dass sie mich zu meinen neuen Eltern geschickt hat und diese haben mich genauso fest und unverbrüchlich in ihr Herz geschlossen, wie Pais. Jetzt gebe ich meinen Menschen jeden Tag soviel Liebe und Wärme, wie ich nur kann.

Die liebe kleine Pais durfte nur fast fünf Jahre auf dieser Welt sein. Sie hat für immer einen Platz in den Herzen meiner Familie und wir alle werden sie niemals vergessen.

Und manchmal, wenn mein Mama-Mensch und mein Papa-Mensch schon schlafen, dann kommt sie mich besuchen - das sind immer gute Nächte ...




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen