Montag, 9. Mai 2016

Ein Katzbeitrag


Es wurde ja auch wirklich Zeit, dass ich mal gebeten wurde, einen Katzbeitrag zu schreiben. Mein Name ist Clara - Katze Clara. Leider bin ich nun die einzige Überlebende von allen Tieren meiner Familie. Das hat sicher etwas mit der guten finnischen Waldkatzenqualität zu tun oder aber auch
damit, dass ich mich nicht zu sehr anstrengen brauche, was natürlich an meinen Führungsqualitäten liegt. Mit dreizehn Jahren sollte ja eigentlich jede Katze das drauf haben.

Als ich ganz klein war, habe ich meine Menschen ganz genau beobachtet und bemerkt, dass sie doch ganz lieb sind. Damals wurden mein Bruder Vili und ich von meiner Familie aufgenommen, obwohl wir wohl irgendwie außergewöhnlich waren. Menschen zeigten immer auf unsere Pfoten und sagten etwas von zu vielen Zehen. Mir kam es allerdings vor, als wenn mein älterer Stiefbruder Hyrrä zu kleine Pfoten gehabt hätte. So war er doch kaum fähig zu Kratzen oder zu Klettern. Auf jeden Fall war ich mit meinem Bruder in der Überzahl, also damit ja wohl eher normal.





Früher tobte ich natürlich sehr gerne draußen und da in Finnland gab es ja auch genug zu jagen. Nicht dass ich zu wenig von den Menschen zu essen bekommen hätte, aber es war einfach spaßig. Außerdem liebte ich es, meiner Familie etwas zum Frühstück zu besorgen. Die eine oder andere Maus habe ich deswegen leichten Herzens ins Haus gebracht, natürlich in die Küche, wie es sich
gehört. Allerdings habe ich die Beute vorher erlegt, besonders das Mädchen – übrigens immer noch mein Lieblingsmensch – und die Mama hielten wohl nicht so viel von lebenden Mäusen im Haus. Ein paar Mal habe ich das einfach so zum Spaß ausprobiert, so mit frischer Beute, aber sie liefen schreiend in ein anderes Zimmer, schloßen fest die Tür und warteten, dass ich wieder die ganze Arbeit leistete. Na, wenn man so jung ist, wie ich damals war, strengt katze sich noch viel zu sehr an.

Eines Tages brachten sie dann einen Hund mit nach Hause. Oder es war wohl eine Hündin und sie nannten sie Pais. Als sie dann über die Regenbogenbrücke ging, kam ja noch eine, die Pia. Ich finde aber, es ist schon viel zu viel über die beiden erzählt worden. Die zwei waren schon in Ordnung und ich muß gestehen, dass ich sie auch ein bisschen vermisse. Die Pia habe ich sogar gepflegt, als sie so krank war. Aber Führungsqualitäten
hatten die beiden kaum. Manchmal gewann ich sogar den Eindruck, dass sie tatsächlich gehorchten, wenn meine Menschen irgendwelche Befehle gaben. Unglaublich. Ich habe nie verstanden, warum
sie es nicht genau so wie ich taten: die Menschen erziehen. Ich bekomme fast alles was ich will, muß nur kurz miau sagen und niedlich gucken: mein Futter, meine Leckerlies, meinen Platz auf dem Schoß, sogar meine Toilette wird sauber gemacht. Wenn ich etwas mal nicht bekomme, dann schmiede ich einen Plan, wie doch. Da wären zum Beispiel die schmackhaften Pflanzen im Wohnzimmer – und wenn ich erwischt werde, bin ich eh schneller als alle anderen. Ganz einfach.



Klar freue ich mich auch, wenn meine Menschen nach Hause kommen. Ich sitze aber würdevoll da und warte ab, dass sie zu mir kommen und laufe nicht winselnd oder sonst wie zur Tür. Streicheln mag ich auch, aber nur wenn ich es sage. Wird es für mich zu nervig, muß ich nur kurz mit meinen Zähnen zeigen, dass die Zeit nun um ist. Und begeistert darüber zu sein, wenn ich mit nach irgendwohin dürfte? Sogar freudestrahlend ins Auto springen? Oh nein. Irgendwas machen Hunde schon total falsch.

Alleine dieses ständige gemeinsame raus gehen. Früher in Finnland ging ich ja auch raus - und zwar alleine, maximal noch mit meinen Brüdern. Wenn meine Menschen versuchen würden, mich irgendwie an die Leine zu nehmen, täte ich denen schon etwas anderes erzählen. Mein älterer Bruder Hyrrä mußte mal diese Erfahrung machen, aber er kletterte dann blitzschnell auf einen Baum und sprang so von Ast zu Ast, dass die ganze Leine sich um den Baum wickelte. Da war das mit der Leine auch gleich erledigt.

Als wir alle nach Deutschland umgezogen sind, habe ich meinen Menschen sofort gesagt, dass ich nicht mehr raus will. Mein Bruder Vili machte es mir nach, wie immer. Es wäre uns natürlich erlaubt gewesen, aber wir hatten einfach keine Lust mehr. Wir waren ja auch nicht mehr die Jüngsten und alles war so neu und fremd. Nach einigen Wochen wagte mein älterer Bruder Hyrrä einen Versuch. Einige Tage lief auch alles normal, er ging raus und kam wieder zurück, bis er eines Tages einfach fort war. Trotz endloser Suche von meinen Menschen fand man keine Spur von ihm. Ich weiß bis heute nicht, was mit ihm geschehen ist.


Nun sind alle schon vor mir über die Regenbogenbrücke gegangen. Die lieben Brüder, die kleinen Hündinnen und auch die Kaninchen. Meine Menschen haben schon bemerkt, dass ich etwas nachdenklich und ja, traurig, bin und versuchen mich noch mehr zu verwöhnen als sonst. Das tut mir natürlich gut und ich werde ihnen auch noch beibringen, dass das so
bleiben muß. Sie haben nämlich gesehen, dass ich nun gerne in einem der Hundekörbe schlafe und denken, dass ich wohl etwas einsam bin. So als Alleinherrscherin würde ich natürlich keine andere Katze mehr hier dulden, aber ich habe gehört, dass ein Hundemädchen hier wieder einziehen soll. Na gut, von mir aus, ein neuer Untertan ist immer willkommen!