Katzen zu beobachten ist eine gute
Unterhaltung, obwohl ich mich sehr oft frage, ob Katzen wirklich
wissen, was sie tun. Ihr Benehmen erscheint oft unlogisch und
ungewollt lustig, wie ich bei meinen zwei Katzen-Geschwistern jeden
Tag erneut feststellen kann. Es liegt natürlich noch im Bereich des
Möglichen, dass hinter ihren Taten doch irgendein Sinn steckt. Für
mich ist es richtig schwer dahinter zu kommen, aber meine
Menschen
scheinen sie trotzdem sehr zu mögen und sogar irgendwie zu
verstehen. Ich betrachte es als Übung wie eine seltene Fremdsprache,
die man nicht unbedingt können muß, aber die sich irgendwann
vielleicht doch als nützlich erweist.
Vili und Clara heissen die zwei Katzen.
Sie sind Zwillinge und ich glaube ungefähr zwei Jahre älter als
ich. Sie lebten natürlich schon bei meinen Menschen, als ich kam.
Die erste Begegnung war etwas stressig, weil sie mich grundlos in
ihrer unverständlichen Sprache beschimpften und sogar versuchten,
mich anzuspucken, bevor sie dann ganz schnell wegliefen. Ich wollte
sofort hinterher, aber meine Menschen meinten, ich solle sie nicht
jagen. Jagen war ja auch nicht meine Absicht, ich wollte ja nur
gucken,
wohin die Katzen liefen und vielleicht ein bisschen „Fangen“
spielen. Aber natürlich nur spielen. Außerdem schienen die Katzen
nicht zu wissen, wie man sich benimmt, denn sie blieben noch tagelang
so unhöflich. Schnell ließ ich sie links liegen und als sie sich
endlich beruhigt hatten, fingen sie mit diesem komischen Verhalten an
– oder vielleicht war es für sie einfach normal, was weiß ich.
Anfangs dachte ich, dass die Katzen zu
faul waren, um raus zu gehen, weil sie eine Toilette drinnen haben.
Schnüffeln draussen ist doch großartig und entspannend, aber die
zwei hockten nur Zuhause. Eines Tages hörte ich allerdings meinen
Mama-Menschen jemandem erzählen, dass Vili und Clara früher in
Finnland immer solche Freigänger waren, das heißt wohl, dass sie
beliebig rein und raus durften. Aber nach dem Umzug nach Deutschland
wollten sie einfach nicht mehr raus, obwohl sie die Möglichkeit dazu gehabt hätten. Es hängt wohl damit zusammen - wie ich von anderen gehört habe - dass es da draussen ein
Monster gibt. Es soll Tiere, die ohne Menschen unterwegs sind, fressen.
Das glaubte ich sofort – manchmal nachts hört man ja auch wirklich
komische Geräusche von draussen.
Vili und Clara hatten nämlich einen großen Bruder gehabt, Hyrrä, den sie und meine Menschen sehr geliebt haben. Hyrrä war immer der mutigste und abenteuerlustigste von den dreien. Er wollte nach dem Umzug auch sofort wieder raus und schrie und schimpfte den ganzen Tag, weil er die ersten Wochen Zuhause bleiben mußte. Endlich gaben die Menschen nach und ließen ihn gewähren. Einige Tage lief auch alles gut, aber dann kam er einfach nicht mehr zurück. Obwohl meine Menschen ihn überall suchten, blieb er spurlos verschwunden. Das Monster hatte ihn genommen. Als Katze würde ich auch nicht mehr raus gehen.
Vili und Clara hatten nämlich einen großen Bruder gehabt, Hyrrä, den sie und meine Menschen sehr geliebt haben. Hyrrä war immer der mutigste und abenteuerlustigste von den dreien. Er wollte nach dem Umzug auch sofort wieder raus und schrie und schimpfte den ganzen Tag, weil er die ersten Wochen Zuhause bleiben mußte. Endlich gaben die Menschen nach und ließen ihn gewähren. Einige Tage lief auch alles gut, aber dann kam er einfach nicht mehr zurück. Obwohl meine Menschen ihn überall suchten, blieb er spurlos verschwunden. Das Monster hatte ihn genommen. Als Katze würde ich auch nicht mehr raus gehen.
Mein Schwerster-Mensch ist also sehr
mutig, weil sie ohne Erwachsene fast jeden Tag weggeht. Sie wird von
meinem Mama-Menschen mit dem Auto auf einen großen Platz gebracht
und dort heraus gelassen. Dann verschwindet sie fast für den ganzen Tag,
bis sie irgendwann wieder abgeholt wird. Obwohl meine
Menschen immer
sagen, dass sie zur Schule geht, bin ich da nicht so sicher. Sie kann
ja schon sitzen, warten, apportieren, tanzen, Pfote geben und vieles, was man in
der Schule beigebracht bekommt, so weit ich informiert bin. Ich glaube eher, dass sie mutig genug ist, das Monster zu jagen! Sie hat ja auch immer eine große Tasche dabei, sicher für
Geräte zum Monsterfangen.
Aber die Zwillinge hocken den ganzen
Tag Zuhause und machen ihre Sachen. Am allerwenigsten mag ich, wenn
sie unbedingt bei mir liegen wollen und dann doch anfangen, mich zu
treten und zu pieksen. Ich tue denen doch nichts und immer müssen
sie dann mich ärgern! Oder dass sie immer in der heißen Sonne am
Fenster liegen wollen – oder im Winter sogar auf einem
Heizungskörper. Sie haben doch auch ein Fell und trotzdem
scheint
diese Überhitze ihnen gar nichts auszumachen. Obwohl ich aus
Spanien komme, kann ich so was nicht aushalten. Ob die Katzen wohl
kein Gefühl im Körper haben?
Allerdings haben sie wohl sehr gute
Nerven. Sie klettern ja über all herum, egal wie hoch, und springen
dann einfach herunter. Oft fürchte ich, dass sie ein Bein oder so
brechen, aber sie tapsen einfach weiter, wie nichts gewesen wäre.
Und wie sie miteinander umgehen! Jeden Tag beobachte ich den gleichen
Horror, oder sie nennen es wahrscheinlich „Spiel“. Eine von denen
versteckt sich irgendwo und wenn die andere ahnungslos vorbei läuft,
wird diese furchtbar erschreckt und angegriffen. Und das mehrmals am
Tag! Ich würde sicher einen Herzinfarkt bekommen, wenn jemand das
mit mir machen würde. Aber da sie fröhlich und laut, sehr laut,
weiter spielen und toben, scheint es ihnen nichts auszumachen.
Clara hat aber echt eine Macke. Immer
wenn sie ein Glas mit etwas Wasser drin irgendwo stehen sieht, wartet
sie auf den richtigen Augenblick – wenn die Menschen weg gucken –
und steckt ihre Pfote in das Glas und kippt es um. Immer. Aber nur
Wasser – Saft oder Limo oder so rührt sie nicht an. Es ist mir ein
Rätsel,
was es ihr bringen soll. Vielleicht ist sie auch irgendwie
traumatisiert und kann nichts dafür, was sie macht, oder machen muß.
Eines Tages waren Vili, mein
Mama-Mensch und ich bei meinem Schwerster-Mensch in ihrem Zimmer.
Plötzlich fing Vili an, irgendwohin einfach anzustarren. Als meine
Menschen sahen, was Vili anstarrte, fing das Gekreische, Geheule und
Gehüpfe an – an der Wand lief eine riesige Spinne. Ich muß
zugeben, sie war
wirklich richtig groß, aber gleichzeitig mußte ich
so lachen, weil meine Menschen sich so komisch benahmen. Endlich kam
mein Papa-Mensch zur Rettung und brachte die Spinne weg.Das war schon lustig, aber seit dem beobachte ich, wie Vili einfach so immer wieder irgendwohin anstarrt und wie meine Menschen immer in Panik geraten, obwohl da nie etwas zu sehen ist. Er starrt einfach irgendwas an, das nur er
sehen kann. Weil Vili so wie so etwas schusselig ist, weiß ich wirklich nicht, ob er das absichtlich tut oder nicht.
Ohne die zwei wäre mein Leben sicher
ein bisschen ruhiger und einfacher, aber sicher nicht so
abwechslungsreich. Ich habe sie auch irgendwie in mein Herz
geschlossen, weil sie mir die Vielfalt des Lebens zeigen – man kann
ruhig anders sein und trotzdem doch irgendwie liebenswert.
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