Samstag, 8. Juni 2013

(Nacht-)Gedanken zum Sympathietag

Wenn ich gleich meinen Abendspaziergang gemacht habe und mich anschließend bei meinen Mensch-Eltern zum Schlafen ins Bett kuschle, dann neigt sich leider auch mein Sympathietag dem Ende zu.

Niemand kann ja sagen, wann ich - nach der menschlichen Zeitrechnung - tatsächlich das Licht der Welt erblickt habe. Meiner Mama Gisi und meinem Papa Ralf blieb deshalb nichts weiter übrig, als mein Alter durch eine Tierärztin schätzen zu lassen.

An dem Tag, an dem ich vor zwei Jahren hier mit meinen Mama-Mensch ankam, beschlossen sie und mein Papa-Mensch spontan, dass dieser Tag in Zukunft zum Sympathietag werden solle. Und so ist der 8. Juni zu meinem höchst eigenen Sympathietag geworden. Worüber ich mich natürlich sehr freue, denn auch mein Mama-Mensch, mein Papa-Mensch und alle anderen Menschen und Tiere in unserer Familie, haben ihren eigenen Sympathietag.

Als ich heute von meinem Morgenspaziergang kam, da wußte ich sofort, es ist wieder mein Sympathietag. Denn nur einmal im Jahr, nur an diesem einen besonderen Tag, bekomme ich von meinem Mama-Menschen immer etwas gaaaaaanz Besonderes - ein Törtchen. Dieses mit besonders viel Liebe zubereitete Törtchen ist immer unsagbar lecker. Meiner Meinung nach sollte man den Sympathietag deshalb eigentlich besser Törtchen-Tag nennen. In der Heimat meines Mama-Menschen, diesem Finnland, dort gibt es so etwas. Da ist nämlich der 05. Februar Törtchen-Tag. Es ist der Sympathietag eines gewissen Johan Ludvig Runeberg (Mama ist Hysterikerin, daher weiß ich das) und der ist ein berühmter Schriftsteller aus diesem Finnland gewesen. An diesem Tag sind dann alle Finnen am Törtchenessen. Gerade von meinem Mama-Menschen an meinem Sympathietag ein Törtchen zu bekommen, empfinde ich deshalb als sehr große
Ehre, denn außer besagtem Johan Ludvig Runeberg hat in diesem Finnland sonst kein einziger Mensch und kein einziges Tier einen eigenen Törtchen-Tag. Zum Beispiel wird von den Finnländern auch der Eino-Leino-Tag gefeiert. Ein gewisser Eino Leino (wie gesagt, Mama ist Hysterikerin), ebenfalls ein berühmter Schriftsteller aus diesem Finnland, hat seinen Sympathietag am 06. Juli. Gut es ist Eino-Leino-Tag - jedoch kein Törtchen-Tag!

An meinem Sympathietag bekomme ich außerdem von meinen Menschen immer gaaaaaanz tolle Sachen zum Auspacken. Heute habe ich ein wunderbar weiches Kuschelkissen von meinen Mensch-Eltern (und das Törtchen von meinem Mama-Menschen - nicht zu vergessen), Leckerlies von meiner Mensch-Schwester und ein wirklich tolles und praktisches Reiseset - bestehend aus zwei Näpfchen und einem Behälter für mein Essen und Trinken auf Reisen - von meiner Mensch-Oma bekommen. Das Auspacken war wieder sehr aufregend und hat mir sehr viel Spaß gemacht.



 Leider haben meine Menschen nichts zum Auspacken bekommen, wie auch ich an den Sympathietag von meinen Menschen nichts zum Auspacken habe. Menschen sind doch manchmal wirklich unlogisch, wenn der Spaß kommt, dann soll er doch für alle sein. Allein am Sympathietag von einem Jesus Christus, da bekommen wir alle etwas zum Auspacken. Aber dieser Jesus Christus ist ja leider auch schon vor laaaaaaanger Zeit über die Regenbogenbrücke gegangen und so kann er ja auch nichts mehr selber auspacken. Allerdings behauptet mein Mama-Mensch immer, dass die Geschenke zu diesem Sympathietag von einem echten Finnländer mit dem komischen Namen Joulupukki kommen.

Später am Tag klingelte dann der Mann mit dem gelben Auto und gab noch ein Paket von meinen Mensch-Eltern und meiner Mensch-Oma für mich ab. Klasse, wieder durfte ich etwas auspacken und freute mich bei
dieser Hitze unheimlich über ein Kissen, das im Sommer dafür sorgt, dass es mir nicht zu heiß werden wird.

Zu Abend gab es noch herrliche, selbst gemachte Fleischbällchen von meinem Mama-Menschen - einfach wunderbar. Manchmal gehen wir ja auch in ein Restaurant zum Essen, aber nirgendwo schmeckt es meinem Papa-Menschen und mir so gut, wie bei meinem Mama-Menschen. Mein Papa-Mensch sagt immer, irgendwann sehen wir selbst aus wie ein Fleischbällchen.

Ein wirklich schöner Tag, der leider wieder viel zu schnell vorüber gegangen ist. Aber im nächsten Jahr ist wieder ein Sympathietag.

P.S.: Verflixt und zugenäht oder voi hitsi, wie mein Mama-Mensch sagen würde - schon wieder diese merkwürdige Sprache, die mein Mama-Mensch und mein Schwester-Mensch sprechen. Mein Mama-Mensch sagt mir gerade, dass sie syntymäpäivä und nicht Sympathietag gesagt hat. Das ist das finnländische - oder heißt es finnische - Wort für Geburtstag.

Ich muss wirklich noch genauer hinhören, denn ein mit meinen Mensch-Eltern bekannter Mann, der in diesem Finnland lebt, sagte am Telefon zu seiner finnländischen Schwiegermutter: seine Frau (eine Lehrerin) sei über die Regenbogenbrücke gegangen (kuollut) und nicht, seine Frau sei noch in der Schule (koulut).


Außerdem soll ich an dieser Stelle noch richtig stellen, dass mein Mama-Mensch Geschichte studiert hat und deshalb Historikerin und nicht Hysterikerin sei.