Sonntag, 8. September 2013

Eine Überraschung hoch zwei

Obwohl ich glaube, schon so viel gesehen und erlebt zu haben, wurde ich an diesem Tag gleich zwei Mal völlig überrascht. Wenn ich nur besser zugehört hätte, was meine Eltern-Menschen planten, hätte ich mich sicher auf den Tag irgendwie vorbereiten können, aber manchmal wird einfach zu viel geredet. Wahrscheinlich wurde alles so wie so in der Zeit besprochen, wenn ich grade ein bisschen eingedöst bin. Das ist alles gar nicht so schlimm, vorausgesetzt, man mag Überraschungen, so wie ich. Jedenfalls meistens.
Nickerchen I
Natürlich nicht die bösen Überraschungen, wie dass ich damals in Spanien verlassen wurde und all das Böse, was dort geschah. Daran will ich gar nicht mehr denken.

Meine Eltern-Menschen verkündeten wieder einen Ausflug machen zu wollen. Das war ja nun wirklich nichts neues. Aber dann sagten sie, dass wir in ein Bad fahren würden. Mit dem Auto ins Bad? Wir haben doch Zuhause ein Bad. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass es kaputt war. Manchmal haben meine Eltern-Menschen schon etwas merkwürdige Ideen. Als wir nach ein paar Fahrstunden oder so – ich war wie immer wieder eingeschlafen – ankamen, war ich schon richtig überrascht, muß ich sagen. Ich wußte gar nicht, dass die Menschen so etwas haben. Zwar kenne ich unseren Pool von Finca Lucendum, der nur für uns Hunde gebaut worden ist - glaube ich. Aber da in diesem Bad waren mitten in einem riesigen Park
Überall gab es Duschen
mehrere Pools mit Duschen. Das war schon richtig beeindruckend. Die Pools - meistens Rund, sehr groß und noch größer als auf der Finca - hatten entweder in der Mitte eine große Dusche oder auf den Seiten mehrere, die dauernd liefen.

Sehr merkwürdig fand ich auch, dass obwohl dort sehr viele Menschen waren, keiner badete oder duschte. Meine Eltern-Menschen auch nicht. Da fiel mir ein, dass sie zwar meinen Rucksack mit Futter, Leckerlies und ganz viel Wasser mitgenommen haben, aber keine Handtücher, die sie jedenfalls bis jetzt beim Duschen benutzt haben. Vielleicht konnte man dort im Bad einfach so duschen, ohne Handtücher. Es wurde noch sehr heiß,
Noch eine Dusche
trotzdem wollte keiner ins Wasser. Natürlich auch ich nicht, aber das ist ja etwas völlig anders, denn ich hasse regen und duschen ist genau wie Regen. Vielleicht handelte es sich um eine Badausstellung, von einem Herren Namens Oeynhausen, weil meine Eltern-Menschen meinten, er hätte all das ins Leben gerufen. Irgendwas so etwas. Vielleicht suchten alle Besucher nach Ideen für ein neues Bad.

Meine Eltern-Menschen liefen eine Weile herum. Mir kam es ein bisschen vor, dass sie auf etwas warteten. Vielleicht wollten sie doch etwas ausprobieren und alle hatten bestimmte Duschzeiten, wie Zuhause auch. Aber so hektisch wie morgens bei meinen Menschen war es dort in diesem Bad nicht. Ehr sehr ruhig. So ruhig, dass ich mich unbedingt etwas ausruhen mußte. Wie alle anderen auch setzten meine Eltern-Menschen sich auf eine Bank und starrten die Duschen an. Ich fand es nicht nur ruhig sonder auch außergewöhnlich langweilig. Eine gute Zeit für ein Nickerchen.
Eine Dusche für Kinder

Bade-Enten als Zubehör für einige Modelle

Das Modell Parkhausbad gefiel mir nicht

Durch das Klingeln von Mamas Handy wurde ich aufgeweckt. Mein Mama-Mensch schaute sich um und fing an, hektisch hin und her zu laufen. Was war denn nun wieder? Sie rief etwas, dass eine Biene kommt oder ähnlich. Ich gähnte und blickte meinen Papa-Menschen an, der nur mit den Schultern zuckte. Plötzlich verschwand mein Mama-Mensch hinter einem Busch, was mich schon etwas nervös machte. Ich möchte
Nickerchen II
lieber meine Menschen immer im Blick haben. Da, schon kam sie wieder zurück, lief bei uns vorbei und verschwand in die andere Richtung. Mich bat sie beim vorbeihuschen zu warten. Ja, ja – klar. Es war auch viel zu heiß, um hinter ihr her zu laufen. Sie hatte wohl wieder Mal eine Biene oder eine Wespe oder so gesehen.

Sie kam zurück aber nicht alleine. Eine Tante begleitete sie und sie hatte auch noch einen Hund bei sich. Einen Hund, der größer war als ich! Oh je! Sie kamen direkt auf uns zu und die Tante und mein Mama-Mensch sprachen schon eifrig miteinander. Der große schwarze Hund kam auch noch auf mich zu! Mein Papa-Mensch wenigstens beschützte mich. Als sie näher kamen, war ich auf ein Mal sehr überrascht, aber trotzdem knurrte ich den anderen Hund vorsichtshalber ein
Die schöne Püppi
bisschen an. Es war doch nicht möglich, oder? Ich spürte sofort, dass diese schwarze, schöne Hündin garantiert auch aus Spanien kam. Wie aufregend! Wie kann es sein, dass außer mir noch ein Hund aus Spanien hier in diesem Deutschland ist? Ihre Tante war eine Sabine, die auch mich richtig freundlich begrüßte.

Schnell kam ich mit der Hündin, die doch nicht sooooo viel größer als ich war, ins Gespräch. Sie hieß Püppi, aber meinte, dass sie in Spanien auch einen anderen Namen gehabt hat. Etwas mit Eloi oder so. Es war so komisch, wieder Spanisch mit einem anderen Hund zu sprechen! Ein bisschen hatte es mir gefehlt, obwohl ich dabei ein mulmiges Gefühl hatte. Alles war so lange her und mit Spanien verband ich nicht nur schöne Erinnerungen. Püppi schien es genau so zu gehen. Sie erwähnte kurz, dass sie auf einem Müllplatz gelebt hat, weil sie mit ihren Babies verlassen wurde und dass die armen kleinen Babies keine Chance zum Überleben gehabt haben. Ich erzählte ihr kurz meine Geschichte. Aber für uns beide war es viel zu schmerzhaft, deswegen wechselten wir schnell das Thema.

Zusammen mit unseren Menschen spazierten wir in diesem Bad herum. Ich fragte Püppi, ob sie wüßte, warum hier keiner duschte oder badete. Ihr Mama-Mensch steckte wenigstens ihre Hand in so eine Wanne hinein und spritze Püppi mit dem Wasser nass. Anscheinend hatte Püppi auch keine große Lust zum baden. Dann aber sagte sie etwas, was ich kaum glauben konnte.

„Ich hatte auch in Spanien keine Lust zum baden, obwohl meine Retter von der Finca Lucendum extra einen Pool für uns Hunde gebaut hatten.“

Augenblicklich blieb ich stehen und starrte sie an. Sie war auch ein Finca Lucendum -Hund! Ein einziger anderer Hund aus Spanien in diesem Deutschland und ausgerechnet von meiner Gisi und meinem Ralf gerettet! Sie war genauso verblüfft, als sie erfuhr, dass Gisi und Ralf auch meine Lebensretter waren. Sie war auf die Finca gekommen, als ich diese schon verlassen hatte, aber sie kannte meine Tochter und alle meine Freunde dort – alle! Sie erzählte von Bonnie Blue, Roberta, Marte und Jupiter und natürlich von unserer kleinen Nervensäge Spike und von allen anderen. Lange sprachen wir auch über meine kleine Tochter
Püppi und ich hatten die selben Schutzengel: Gisi und Ralf!
Samantha. Püppi erzählte, wie schön es zu sehen war, wie sehr Unai und Samantha sich liebten. Meine Samantha hatte ihr Glück dort gefunden. Püppi hatte ihr Glück bei ihrem Mama-Menschen gefunden - und ich bei meinen Menschen. Da wurde dieses komische Bad mit seinen unwilligen Duschern nebensächlich.


Die Krönung des Tages war, als ich hörte, dass die wunderbar nette Mama-Tante von Püppi in ein paar Tagen auf die Finca zu Besuch fliegen würde und sah, dass meine Menschen eine Tüte voller Leckerlies und so ihr mitgaben – mit herzlichsten Grüßen auch an meine liebe kleine Samantha! Was für ein toller Tag mit einer Überraschung hoch zwei!