Freitag, 29. April 2016

P.S.: Der Tarzan und sein Affe


Bis zuletzt habe ich gekämpft, weil schon der Gedanke an den Abschied mich verzweifeln ließ. Aber es war mir unmöglich zu bleiben, ich hatte keine Kraft mehr und mußte loslassen. Begleitet von der Liebe meiner Menschen wurde ich immer leichter und leichter, bis alles verschwand und doch wieder kam. Ich sah mich dort bei meinen Menschen liegen und war doch fort. Das war vielleicht verwirrend. Ich starrte noch eine Weile mich selbst an, bis mir
auffiel, dass ich gar keine Schmerzen oder Beschwerden mehr hatte, sondern mich einfach nur wohl fühlte und dankbar für alles war. Wären da nur nicht die bitteren Tränen meiner Menschen, ihr Schmerz, der mein Herz umringte. Nein, so konnte ich sie unmöglich verlassen. Da wußte ich, was ich machen mußte, nur noch nicht, wie.

Als ich da so vor mich hin grübelte, fühlte ich jemanden näher kommen. Aus dem leichten Nebel tauchten Gestalten auf, die mir doch bekannt vorkamen. Ach...das war ja unser Vili, der dicke Kater, begleitet von meiner Engel-Schwester Pais und unserer Mümmelmann-Gang bestehend aus vier Kaninchen. Sie waren mir entgegen gekommen und wollten mir den Weg über die Regenbogenbrücke zeigen. Irgendwie fand ich das schön, aber ich war noch
nicht bereit zu gehen. Helfen könnten sie mir allerdings – vielleicht nicht die kleinen Kaninchen, die zwar niedlich und lieb waren, aber eigentlich jetzt schon das Interesse verloren und lieber wieder an den schönen Blumen neben sich schnüffelten und ja, mümmelten. Und mit Vili war es auch ein bisschen grenzwertig – ich hatte ihn ja sehr lieb aber ob er begreifen würde, was ich wollte, war fragwürdig. Aber meine Pais, die mich zu meinem Mama- und Papa-Menschen geschickt hatte, würde bescheid wissen.

Es vergingen etliche Tage. Ich war immer wieder bei meinen Menschen, wollte sie trösten und spüren lassen, dass ich doch da war, weil sie so zutiefst traurig waren. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie mich doch sehen konnten, weil sie direkt in meine Richtung blickten oder nachts wach wurden, als ich mich zu ihnen hinlegte. Es zerbrach mir das Herz zu sehen, wie sie meinen leeren Korb anschauten, die nutzlosen Leinen ordneten, die Stille und Leere kaum ertrugen.



Pais hatte mir erzählt, dass sie damals versucht hatte, ihren und dann meinen Menschen Nachrichten zu schicken und sie in die richtige Richtung zu lenken, damit sie mich finden konnten. Das war es, was ich tun mußte: meinen Menschen eine neue Liebe schenken, eine neue Seele, die Hilfe bräuchte und meinen Menschen Trost spenden könnte. Sie sollten wissen, dass ich nicht sie so einsam sehen wollte. Aber wie sollte ich das nur zeigen können? Ich wußte ja auch schon ganz genau, wen ich zu ihnen schicken möchte: die
Sita (Foto: Finca Lucendum)
kleine Sita, die dort wartete, woher auch ich kam – von der Finca Lucendum in Spanien.


Bevor ich erzähle, welches Wunder dann passierte, muß ich erwähnen, dass meine Menschen schon ziemlich geerdet sind. Mein Papa-Mensch ist eh der vernünftigere, und obwohl mein Mama-Mensch manchmal – oder eher ziemlich oft – irgendwelche absonderlichen Ideen hat, ist sie auch eher rational. An einem Abend saß ich also wieder mit Pais und Vili zusammen als plötzlich eine weibliche Stimme mich ansprach. Dass ich total erschrak, wollte ich nicht zeigen, aber komisch war es schon. Sie wußte meinen Namen und erzählte, dass sie eine Tierkommune oder so aus der Schweiz sei – was ich ein bisschen merkwürdig fand, aber das war jetzt nebensächlich – und dass meine Menschen nach mir gefragt hätten und ob ich ihnen etwas ausrichten möchte. Obwohl mein Nackenfell hoch stand und mein Herz wie wild pumperte, erkannte ich sofort, dass nun meine Chance da war. Reden ging natürlich nicht, aber Bilder könnte ich schicken.

Die Tierkommunen-Tante wartete geduldig. Vili hat das alles gar nicht mitbekommen, aber Pais war Feuer und Flamme wie auch ich. Trotzdem war das alles andere als leicht. Zuerst schickte ich einen lieben Gruß, dass es mir gut ging und dass meine Menschen alles richtig gemacht hatten. Ich spürte eine warme Energie, als diese Nachricht doch bei meinen Menschen ankam. Es klappte! Pais und ich überlegten, wie wir nun weiter vorgehen sollten. Ich versuchte ein Bild von der Finca zu schicken, mit vielen lieben Hunden und schönen südländischen Bäumen und Büschen.

Bei meinen Menschen kam dann DAS Tierheim und rote Blüten mit schöner Aussicht und ein heller Hund, der wie eine Art französische Bulldogge aussah, an.

Na gut. Nicht genau das, was ich meinte, aber die Hinweise zur Finca und dem kleinen Alien-Hund Spike würden sie vielleicht verstehen. Als ich gerade mit Pais überlegte, wie wir den Namen Sita vermitteln könnten, wachte Vili aus seinem Dämmerzustand auf und fragte,
was wir mit einem Affen wollten. Ich wollte ihn zuerst ignorieren und Pais guckte ihn auch total fassungslos an, bis bei mir der Groschen fiel: der Schussel-Vili dachte wir sprachen über den Affen von Tarzan, dessen Name ganz ähnlich klang: Cheeta.

Ich weiß noch, wie mein Mama-Mensch mal darüber mit jemandem gesprochen hat, wer nun der beste Tarzan sei und dass sie die Filme als Kind immer geschaut hat. Sie mochte irgendwie einen Tarzan der auch ein Weizen-Müller war, was mich nicht die Bohne interessiert hat, aber der Tarzan hatte tatsächlich einen Affen Cheeta. Mein Mama-Mensch müßte den Hinweis verstehen. Vili quasselte darüber, dass wenn wir Tarzan spielten, sei er Tarzan, weil er das einzige männliche Tier war, abgesehen von den Kaninchen Max und Happy, die eh nicht auf einen Baum kämen. Ob Vili seine Tollpatschigkeit verloren hätte, wußte ich nicht, aber bei der Vorstellung ihn als Tarzan an einem Baum hängen zu sehen, mußte ich unwillkürlich grinsen.

Der Tierkommunen-Tante schickte ich also ein Bild von dem Affen Cheeta.

Bei meinen Menschen kam ein Bild an, auf dem ich ganz aufgeregt mit einem Stofftieraffen spielte. Na gut.

Aber was machte mein Mama-Mensch? Sie fragte meinen Papa-Menschen, ob er sich an den Affen Cheeta aus Tarzan erinnerte und sagte, dass sie nun auf der Homepage der Finca mal nachschauen möchte, denn sie fühlte, dass ich nicht wollte, dass sie lange alleine
Foto: Finca Lucendum
bleiben. Als sie das Foto von Sita sahen, schluckten sie beide und wußten, dass ich sie dorthin geführt hatte. Die kleine liebe Sita wird die Erfüllung meines Testaments werden. Ich fühlte, wie meine Menschen ruhiger wurden, und wußte, dass ich sie nun für eine Weile alleine lassen konnte. Ich werde sicher immer wieder nach ihnen schauen, aber nun mußte ich zuerst mal dort ankommen, wohin ich jetzt gehörte. Pais, Vili und die Mümmelgang nahmen mich in ihre Mitte und wir gingen fröhlich und gelassen in den leichten Nebel hinein.






Danke an: Manuela Seeber, Tierkommunikation – ein unsichtbares Band zwischen Tier und Mensch.

3 Kommentare:

  1. Danke liebe Pia,,über deinen tollen Bericht.
    Auch ein grosses DANKE an deine Ghost Writher, die unser Gespräch nicht wörtlich wiedergegeben haben. Das ist und bleibt eine Sache zwischen DIR, Deinen Menschen Eltern und mir, der Komunen ( Kommunikations ) Tante.

    Es freut mich wirklich von ganzem Herzen, dass ich Deine Bilder und Worte weiter geben durfte und das DU so tolle Menschen Eltern hast, die sich die Mühe gemacht haben, auf Deine Worte und Botschaften einzugehen und zu hören. Das tun leider nicht alle, da hast Du besonderes Glück.
    Dein Seelentröster ist gefunden, du bist und bleibst unvergessen, so wie du Deine Menschen nie vergessen wirst und sie immer wieder besuchen wirst.
    Das kleine Äffchen Sita wird von dir sicher gut eingewöhnt und ihr werdet garantiert kleine Geheimnisse über die Menscheneltern austauschen.
    Ich bin SOOO gespannt, wie es bei Euch weiter gehen wird. Wie Sita sich eingewöhnt, was Du dazu sagst ....

    Du grinst gerade ganz schelmisch oh ohh, da kommt noch was 😜
    Herzlichst
    Manuela ( Die Komunen / Kommunikations Tante 😆)

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    1. Danke Dir <3....ja, natürlich das ganz Private von dem Gespräch, dass du vermittelt hast, bleibt auch so :)...Sita wird sicher die Bude rocken :D

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    2. Das war ja auch das Ziel von Pia, dass IHR Beschäftigung habt und nicht mehr ganz so traurig seid.
      Dann macht die Bude mal Äffchenfest, die Zwei scheinen sich verbündet zu haben und gemeinsam was auszuhecken !

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